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31.08.2022
Was der Seele gut tut

„Die Farbe steht Ihnen aber gut! Ich habe das Hemd auch in rot oder gelb. Oder mögen Sie gepunktet? Wie wäre es mit Streifen? Streifen stehen Ihnen bestimmt auch sehr gut.“

Ganz schnell flüchte ich aus diesem Laden. Von wegen: Der Kunde ist König. Ich kann es überhaupt nicht leiden, so vollgequatscht zu werden. Wenn solche Beratungsoffensive mich schon nervt, wie anstrengend muss es für Menschen sein, die an Reizüberflutung leiden? Dieser permanente Beschuss aus den Lautsprechern. Oder noch heftiger: die Duftkanone - Zitronenaromen im Sommer, bzw. Vanille im Winter als verkaufsanregende Maßnahme. Reizangriff aus allen Rohren.

Menschen mit autistischen Veranlagungen muss es in solchen Läden gehen wie mir, wenn ich in einem Technokonzert direkt vor den dröhnenden Boxen stehe plus Stroboskopgewitter: Chaos im Kopf!

In Neuseeland, auch in Irland und der Schweiz gibt es in Supermärkten die Quiet hour - die stille Stunde. An ein bis zwei Nachmittagen keine Musikbeschallung - dafür gedimmtes Licht. Auch keine Werbedurchsagen, welches Shampoo gerade besonders günstig ist. Da kann jede und jeder wirklich in Ruhe einkaufen.

Stille tut gut - das wussten schon Mönche und Nonnen vor vielen Jahrhunderten.

Christliche Klöster laden auch heute zu Schweigezeiten ein. Keine Ablenkung. Ich kann zur Ruhe kommen, auf die Stille hören. Aufatmen. Das tut der Seele gut.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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