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26.12.2020
Welt ging verloren, Christ ist geboren

In der Kirche in Fienstedt, unweit von Halle, gibt es hinten an der Orgel eine Inschrift. Mit dem Bleistift hat dort jemand geschrieben, - bitte erschrecken Sie jetzt nicht: „Scheiß Weihnachten“. Dazu eine Jahreszahl: 1917. Vermutlich war das der Orgeljunge, der zu Weihnachten 1917 dort den Blasebalg getreten hat. Damals gab es noch kein elektrisches Gebläse. Doch warum hat er das geschrieben? Weil ihm die Gottesdienste zu viel wurden? Oder kam kurz vor Weihnachten die Nachricht: Dein Vater ist im Krieg gefallen. Für Kaiser und Vaterland.

Und nun hadert der Junge mit Gott: Warum hast du das zugelassen? Wenn es dich gibt, hättest du das doch verhindern müssen! Viele fragen heute: Warum so ein Weihnachtsfest mit all den Einschränkungen. Mit all den Toten an diesem elendigen Virus. Warum?

Darauf gibt es keine zufriedenstellende Antwort. Wir haben nur dieses Kind in der Krippe: Schwach, verletzlich, mitleidend. Du bist nicht allein, sagt es. Wie wird der Junge in Fienstedt am Ende aus dem Weihnachtsgottesdienst gegangen sein? „Welt ging verloren.“ Hat die Orgel gespielt, während er den Blasebalg getreten hat. Aber dann auch: „Christ ist geboren.“ Das Kind als Retter. Ist es heller geworden für den Jungen?

Dass Sie Wege auch durch die Dunkelheit finden, gerade in diesen Tagen, wünscht Ihnen Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle.


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