11.06.2019
Wolken
Wolken gucken.
Das mache ich gern im Urlaub.
Als Kinder lagen wir im Gras.
Wir entdeckten die unterschiedlichsten Phantasiefiguren am Himmel.
Auch wenn der Himmel scheinbar grau in grau ist
versuche ich die Schattierungen zu entdecken.
Meistens ist es eben kein Einheitsgrau,
sondern grau in großer Vielfalt.
Aber eigentlich bin ich die ganze Zeit auf der Suche nach der blauen Schürze.
So nannte meine Mutter immer den Hoffnungsschimmer,
dass der Himmel doch noch aufreißt.
Und wie oft hatte sie recht.
Wenn gegen 11 Uhr so eine kleine blaue Lücke in den Wolken zu sehen war,
wurde der Tag noch richtig schön.
So versuche ich das auch in meinem Leben zu tun.
Das lohnt sich.
Und es ist wichtig gerade an den Tagen des Lebens, die grau oder ganz stürmisch sind.
Jeden Tag die blaue Schürze suchen – den Hoffnungsschimmer.
Der Pfarrer, der mich konfirmierte, erzählte uns eine eindrückliche Geschichte:
Eine Abiturientin wurde mit mehreren Mitschülern 1953 in der DDR von der Oberschule verwiesen, weil sie in die Junge Gemeinde der Kirche ging.
Sie ging zum Direktor und sagte: „Gott, der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da mein Fuß gehen kann. Das ist ein Wort aus unserer Bibel. Sie können mir nichts Böses tun.“
Dem Direktor hat diese Haltung so imponiert, dass alle am nächsten Tag wieder in die Schule gehen und so noch Abitur machen konnten.
Gott gibt auch unserem Leben Wege, Lauf und Bahn.
Es fällt leicht an Tagen mit blauen Himmel und nur ein paar Schönwetterwolken.
Aber schwer an die vielen grauen Tagen.
Dass Sie auch heute Hoffnungsschimmer am Himmel entdecken können
wünscht
Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg