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03.08.2019
Woodstock

Manchmal ist man woanders, als man denkt.

August 1969. Woodstock. 400.000 feierten im Schlamm, hörten Janis Joplin und Jimi Hendrix, suchten Halt im Drogenrausch und träumten ihre Sehnsüchte. Sie dachten, sie sind in Woodstock. 

Dabei hat es vor 50 Jahren gar kein Festival in Woodstock gegeben. Das Festival Three days of Peace and Music fand im 70km entfernten Bethel auf der privaten Wiese eines Milchbauern statt. Denn in Woodstock wollte man keine Hippieparty vor der Haustür haben.

Es war chaotisch in Bethel. Versorgung, Sanitär, Notärzte waren kaum vorhanden. Das Wetter war schlecht, die Organisation ein Desaster.

Doch bis heute verklären sich die Mienen vieler Menschen, wenn von Woodstock die Rede ist. Mancher wäre auch gern dabei gewesen.

Doch wie gesagt, tatsächlich ist es Bethel. Was für ein merkwürdiger Zufall!

Denn Bethel ist ein Sehnsuchtsort. Benannt nach einem Ort in Israel, von dem die Bibel erzählt: Jakob hatte seinen Vater betrogen und den Bruder reingelegt. Jakob hatte Angst vor ihnen. Nun war er auf der Flucht. Er rastete in einer kargen Gegend und dachte: Wo bin ich bloß gelandet? Hier bin ich verlassen und verloren. Doch im Traum sah er eine Leiter vom Himmel, Engel stiegen daran ab und auf. Da spürte Jakob: Gott ist hier! Und ich wusste es nicht. Ich bin gar nicht allein.

Plötzlich wusste Jakob, wonach er sich die ganze Zeit gesehnt hatte. Jemanden der ihn hält. Und er nannte den Ort Bethel - zu deutsch: Haus Gottes.

Gott ist da. Mitten im Schlamm - im Schlammassel. Wo Menschen tief stürzen.

Da ist Bethel. Da ist Gott.

Ja, manchmal ist man einfach nur woanders. Aber manchmal ist Gott näher als man denkt.

 

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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