02.11.2017
Andere Länder - anderer Glaube
Ich mag katholische Feiertage, sagt mein atheistischer Freund. Ich sitze hin und wieder bei ihm in seinem Erfurter Feinkost-Geschäft. Ich wundere mich. Du Heidenkind? Ja, sagt er. Gestern – Allerheiligen. Da kommen die alle zu uns zum Einkaufen. Die aus dem katholischen Eichsfeld, aus Hessen, aus Bayern. Die nutzen ihren freien Tag, um bei uns zu shoppen. Na prima, sage ich. Dafür sind dann religiöse Feiertage gut. Inhalt – egal. Hauptsache frei. Nur wir Thüringer arbeiten wieder. Schon ärgerlich, dass unser Land, das die Reformation mitgemacht hat, in diesem Jahr allen bundesweit einen Feiertag schenkt. Wir aber bekommen keinen zurück.
Aber wir wollen nicht kleinlich sein. Das kommt über die Gewerbesteuer wieder rein.
Außerdem: Jeder muss seinen Reformationsweg selber gehen.
Die Geschichten von anderen Ländern, auch von einzelnen Landstrichen, sind eben sehr geprägt von der Haltung ihrer früheren Fürsten. Oder der Bevölkerungsmehrheit. Bis heute. Eine Haltung, die sich irgendwann entscheiden musste an der Frage „Wie hast du’s mit der Religion?“ Fand ein Fürst Luther gut, ging die Reise anders weiter, als beim Nachbarn. Andere Freunde, andere militärische Bündnisse, andere Schulen, andere Architektur. Es ist schon erstaunlich, wie weitreichend die Folgen waren.
Dann ist es gut, wenn wir uns gegenseitig besuchen. Nicht nur zum Shoppen. Auch zum Gucken. Und zum Reden. Woran glaubst du?
Fragt neugierig Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche