30.08.2023
Auf der Tomatenschlacht
Tausende Besucher werden heute im spanischen Bunol erwartet. Denn dort findet die jährliche Tomatenschlacht statt. LKW bringen tonnenweise überreife Früchte, man wirft sie sich an den Kopf, an den Bauch, sie zerplatzen, die Soße ist überall. Bei der Schlacht geht es alle gegen alle. Hinterher fließen Bäche von Tomatensaft durch die Straßen.
Die Vernünftigeren mögen das für Verschwendung halten. Sind die Tomaten nicht einst mit kostbarem Nass bewässert worden?! Wie viele arme Menschen könnten noch Gazpacho zubereiten und ihr hartes Brot hineintunken!
Ich möchte die Vernünftigen etwas fragen: Leiden mehr Menschen auf der Welt aufgrund von spielerischer Verschwendung – oder leiden mehr Menschen aufgrund vernünftiger geplanter Bedarfe, rationalem Einsatz von Betriebsmitteln, mathematischer Risikominimierung und dem Willen zur Gewinnmaximierung?
Was trägt mehr zur Armut bei: unser Spiel oder unsere Vernunft?
Ich weiß weder, ob man mit diesen Tomaten ernsthaft noch etwas hätte anfangen können, noch ob dieses Fest in Bunol noch das Wahre ist, nachdem es so kommerziell gemacht wird. Bloß die Sache selbst trifft einen Punkt:
Gott hat die Welt nicht aus Vernunft geschaffen sondern aus Liebe. Die Schöpfung hält Überfluss bereit, in Blättern, Blüten und Früchten. Ein überbordender Reichtum! Knappheit ist erst, was wir daraus machen. Deshalb ist es heilsam, einmal die Angst abzulegen, ob es reicht. Wir müssen oft genug vernünftig sein. Aber wir brauchen auch das spielerische Vertrauen auf den Reichtum der Schöpfung und ihres Schöpfers.
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda