29.12.2023
Brot statt Böller
Wie oft im Jahr höre ich Nachrichten und denke: Da müsste ich etwas spenden. Und dann überlege ich, an welche Organisation und wie viel … und dann kommt doch wieder etwas dazwischen … Eigentlich kommt immer etwas dazwischen. Und dann geht das Jahr zu Ende und ich stehe mit Nachbarn auf dem Balkon und wir schauen dem Silvesterfeuerwerk zu: „Ach, wie schön. Ja, aber weniger als im vergangenen Jahr.“ – „Gott, sei Dank“, sagt da ein anderer. „So viel Geld, das da in die Luft geht. Wie viele Leute man damit satt bekäme.“ Und in der Dunkelheit nicken alle, die Gesichter so schön beschienen vom Licht der Raketen.
100 Millionen Euro gehen da jedes Jahr in die Luft. Es könnte Brot für die Welt sein, sagt die evangelische Hilfsaktion „Brot für die Welt“. Kurz: Brot statt Böller. Und dann rechnet sie vor, dass mit 24 Euro eine Familie im südlichen Afrika Mais als Saatgut für einen Hektar kaufen könnte. Während ich das recherchiere ruft ein Kollege an. Und ich frage ihn: „Kaufen Sie denn Silvesterraketen?“ „Ja, aber nur für unseren kleinen Sohn, nicht viel, zehn Raketen.“ „Und die kosten?“, frage ich. „20 Euro.“ „Kennen Sie die Aktion ‚Brot statt Böller‘“? „Klar, sagt er, beeindruckt mich, aber solange unser Sohn …“ Da kommt mir ein Gedanke: „Herr Zimmermann“, er heißt so, „könnten Sie sich denn vorstellen, genau so viel, wie Sie für Raketen ausgeben, an Brot für die Welt zu spenden?“ „Aber ja, Herr Beck, wir haben einen Deal.“
Und so kriegt die Familie in Afrika ihren Sack Mais. Brot statt Böller. Und wenn es nun gar nicht anders geht, dann: Böller und Brot.
Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach