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05.09.2023
Der Superlativ

In der DDR stand die Vorsilbe „West“ für den Superlativ, für das Beste überhaupt. Wir brauchten da nicht viele Worte: West-Jeans, West-Kaugummi, West-Zahnpasta, West-Auto. Die Päckchen von der Westverwandtschaft hatten den angenehmsten Duft. Merkwürdig, als wir dann angekommen waren in diesem Westen, hat es gar nicht mehr so gerochen. Und schnell haben wir es auf die Formel gebracht: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wir hatten etwas gelernt. Der Superlativ ist trügerisch.

„Es gibt nichts Schlimmeres, als dass Trump Präsident ist“, sagte jemand bei Trumps erster Amtszeit. Na ja, noch schlimmer wäre ja wohl eine zweite, oder? „Das wird der schönste Tag in meinem Leben“, sagt eine vor ihrer Hochzeit. Woher will sie das wissen, sie ist noch keine 30. „Am ärgerlichsten ist es, wenn zum Abendbrot die Salami ausgeht.“ Ach ja, und was soll der sagen, der gar kein Brot hat?

Oder so Sätze wie: Nur wer einmal in Thüringen war, weiß wie grün der Wald sein kann. Als gäbe es den nur hier. Erst wenn man dieses Buch gelesen hat, kann man mitreden. Da schweigt man besser und denkt sich seinen Teil.

In Superlativen zu reden, immer am Anschlag der größtmöglichen Steigerung, ist überheblich. Wir meinen dann, die ganze Welt zu überblicken. „Hochmut bringt einen Menschen zu Fall“, heißt es in der Bibel. „Durch Demut kommt er zu Ehren.“ Anderen Menschen die Ehre zu geben, sie auch etwas gelten zu lassen, ist nun mal am wichtigsten. Äh, ist wichtig, meint

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

 


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