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07.10.2022
Die Seele im Streckbetrieb

Wie lange geht diese Debatte noch: Kernenergie – bringt sie uns über den Winter und wie lange noch?
Ein erlösender Kompromiss, höre ich, das sei der Streckbetrieb.
Wobei natürlich: Alle Kompromisse sind auf ihre Weise ein Streckbetrieb.
Da muss man sich einander entgegenstrecken. Das ist mühsam. Und kann dauern. Erlösend ist das nicht.
Der TÜV meint, höre ich, die Kernkraftwerke wären sicher. Da und dort vielleicht ein Ventil tauschen.
Andererseits, ich erinnere mich ungern: Die Phasen, in denen ich den Alltag im Streckbetrieb absolviere, ehrlich, das sind die Zeiten, in denen ich viel leichter in die Luft gehe als sonst. Wenn mein Leben im Normalzustand läuft.
Und bei uns Menschen? Streckbetrieb kann eine Versuchung sein. Ja, auch und gerade Freitag in der Frühe. Sich irgendwie durchwursteln, innerlich gekündigt, das Wochenende vor Augen.  Wir schonen unsere Kapazitäten, damit uns die alten Brennelemente irgendwie noch über den Winter bringen. Die Halbheiten des Lebens nicht hinterfragen, sondern weitermachen in der Hoffnung, nach Seelenwinter zieht Frühling ein, bringt neue Energien und alte Probleme lösen sich.
Ach, dass es jetzt schon so weit wäre: Erneuerbare Energie, direkt vom Himmel. Aber noch ist, wie die Bibel sagt, der Acker verflucht und Dornen und Disteln wachsen darauf. Noch seufzt die Schöpfung, und wir stimmen darin ein. Das Dehnen und Strecken, möge es ein Ende finden.

So hofft Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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