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21.09.2022
Ein neues Leben

Er ist schon länger hier, seine Frau seit gut einem Vierteljahr erst. Sie sind beide aus Aleppo, einer Millionenstadt im Norden Syriens. Die Stadt ist zerbombt. Die Eltern sind noch dort, sind x-mal umgezogen. Gibt es in Aleppo für ein paar Stunden Strom und Internet, versuchen sie, die Eltern zu erreichen und zu telefonieren. Die Familie ist alles – aber sie ist durch den Krieg auseinandergerissen. Nun wurde die Frau krank, hat sich tagelang gequält. Ihr Mann macht sich Sorgen, einen Hausarzt hat sie noch nicht. Also melden sie sich bei Freunden. Sie versuchen es mit Hausmitteln. Am Ende bleibt nur der Gang zur Notaufnahme im Krankenhaus.

Sie soll sich hinlegen, ist ganz unsicher. Die Ärztin ist kurz angebunden, es gibt viele Notfälle an dem Tag. Sie fragt nach den Beschwerden, dann nimmt sie das Ultraschallgerät. Es dauert ein paar Minuten. Niemand sagt etwas. Dann die Ärztin: „Oh, ich weiß, was Sie haben. Schauen Sie einmal hier auf den Bildschirm. Sie sind schwanger. Sie können sehen, wie das Herz schlägt.“

Es ist nur schwer zu beschreiben, was dann passiert: Es ist als würden die Wände weichen, die Stimme der Ärztin wird auf einmal ganz sanft. Und die Frau und ihr Mann liegen sich in den Armen und weinen, weinen und weinen – als würde für einen Moment alles von ihnen abfallen, die Flucht, die Sorge um die Eltern, das zerstörte Aleppo.

Halleluja. Oder wie sie sagen: Alhamdulillah. Gott sei Dank. Ein neues Leben.

Alles erdenkliche Gute wünscht ihnen Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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