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25.06.2018
Frau Grubers besonderer Tag

Montag ist für Frau Gruber immer ein besonderer Tag. Nach dem Aufstehen gießt sie sich einen Pulverkaffee auf. Aus dem Glas, das sie neulich bekommen hat. Mit dem Pulverkaffee ist sie sparsam. Wer weiß, wann sie wieder welchen kriegt. Vom abgepackten Brot hat sie noch genug. Das Haltbarkeitsdatum ist zwar schon abgelaufen. Aber das Brot ist okay. Die Marmelade reicht auch noch ein paar Tage. Frau Gruber stellt das Geschirr in die Spüle. Dann nimmt sie den Einkaufsbeutel vom Haken. In den Beutel legt sie eine sauber gefaltete Papiertüte. Vielleicht hat sie ja Glück und es gibt heute wieder frisches Obst. Dann ist es gut, wenn Sie noch einen zweiten Beutel hat. Heute ist ja ihr Tag. Ihr Tafeltag. Jeden Montag kann Frau Gruber mit ihrem Abholausweis zur Tafel kommen. Und dort Lebensmittel bekommen, die die Geschäfte nicht mehr verkaufen. Genießbar, aber überflüssig. Dass das einmal nötig sein würde, hat sie nicht gedacht. Sie hat ja immer gearbeitet. Teilzeit, na klar. Wegen der Kinder und dem Haushalt. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag hat ihr Mann dann die Scheidung beantragt. Ihre Rente reicht jetzt gerade so fürs Nötigste. Da ist es gut, dass es die Tafel gibt. - Vor 25 Jahren wurden die ersten Tafeln in unserm Land gegründet. Sie helfen bis heute. Doch die Armut in unserem reichen Land können sie nicht abschaffen. Das ist unser aller Aufgabe. Aufgabe der Politik, Aufgabe der Gesellschaft. Damit Frau Gruber und 1,5 Millionen Tafelkunden in unserem Land nicht mehr auf ihren nächsten Tafeltag warten müssen, bis sie wieder einkaufen können. - Einen behüteten Tag wünscht Kristina Kühnbaum-Schmidt, Regionalbischöfin der evangelischen Kirche in Meiningen.

 


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