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17.01.2020
Grüne Woche und Esskultur

Heute eröffnet in Berlin die Grüne Woche – die wichtigste Messe für Ernährung und Landwirtschaft. Hier treffen sich alle, die irgendwie das Essen auf unseren Tisch bringen. Irgendwie. Wie, darum wird heftig gestritten. Klimaschützer, Bauern, die Lebensmittelindustrie, Supermarktketten. Am Ende landet die Diskussion immer bei uns, wir Verbraucher würden ja nicht mehr zahlen wollen. Daher der Preisdruck, der auf Kosten der Bauern und der Umwelt geht. Da stellt sich die Frage, was uns Ernährung wert ist.

14 Prozent. Von all unseren Euros geben wir 14 Prozent für Lebensmittel aus. In den USA liegt der Anteil sogar unter zehn Prozent. Wer in den USA Familien besucht, erlebt mitunter, dass zu Hause nur noch im Vorbeigehen gegessen wird: Jeder nimmt sich aus dem Kühlschrank, isst im Stehen und Gehen. Was uns das Essen wert ist und unsere Esskultur – das hängt zusammen.

Dabei dürfte es sogar gesünder sein, sich Zeit zu lassen, darauf zu achten, dass man sich erst dann etwas auf den Teller lädt oder ins Brot beißt, wenn alle sitzen. Und einer sagt: Guten Appetit. Diesen kurzen Moment zu warten, kostet nicht das Leben. Es ist der Moment, zu verstehen: Was da auf dem Tisch steht, ist nicht selbstverständlich. Das Brot kommt nicht aus der Tüte, der Käse nicht aus der Plastepackung, die Milch nicht aus dem Tetrapack, die Gurken nicht aus dem Glas … Irgendwo ist das gewachsen, hat es Mutter Erde hergegeben, hat sich jemand gekümmert, ist ein Tier gestorben, ist die Natur belastet worden. Sich das in diesem kurzen Moment, bis alle sitzen, klar zu machen, kostet nicht das Leben, aber es respektiert es. Und das ist fast so etwas wie ein Tischgebet: Herr, hab Dank für alle gute Gaben.

Guten Appetit wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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