05.01.2017
Hier und Jetzt
Runde um Runde fährt meine Tochter draußen um den Spielplatz. Auf Inlinern und mit Trekkingstöcken in der Hand. Sie ahmt ihre Heldin nach: Laura Dahlmeyer, ihre „Dahli“. Die Biatlethin. Nur beim Schießen nimmt es meine Tochter nicht so genau. Bei ihr gibt es nur den Stehendanschlag, zum Glück. Flach auf den Boden legen bei den Temperaturen, da erkältet sie sich am Ende, und klingt dann so wie ich gerade. Ich stehe am Fenster und beobachte, wie sie abrupt stehenbleibt und den Stock hochreißt, ihr Pseudogewehr. Dann steht sie ganz still. Zielt, auf imaginäre Scheiben. Eigentlich habe ich für Schießen nichts übrig, weder beim Sport noch anderswo. Der Biathlon macht da eine Ausnahme.
Denn genau das fasziniert mich, wenn die Athleten von einer Sekunde zur anderen von Hundert auf Null umschalten, um ganz ruhig und konzentriert zu zielen und die Scheiben zu erwischen.
Das finde ich super. Runterfahren, alles loslassen, was bis dahin gezählt hat. Voll konzentriert sein im Hier und Jetzt. Das Ziel im Blick haben. Klar, das ist der Sport. Doch es ist auch etwas, das im Kopf abläuft. Eine Kunst. Die ich mir manchmal wünsche für meinen Alltag. Runterfahren, alles loslassen, im Hier und Jetzt sein. Mich voll auf das konzentrieren, was ich gerade tue. Das Ziel im Blick haben, nicht hundert andere Gedanken im Kopf.
Wenn heute der Biathlon – Weltcup in Oberhof beginnt, werde ich natürlich unsere Athleten anfeuern. Und genau an diesen besonderen Moment denken. Im Hier und Jetzt sein. Damit auch ich das Ziel im Blick habe.
Einen guten Tag wünscht Ihnen Cornelia Biesecke, ev. Pfarrerin aus Eisenach