01.06.2023
Kindertag
Heute ist Kindertag. Da will ich mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufräumen. Man sagt so gerne: Die Kinder seien unsere Zukunft. Falsch! Die Kinder sind nicht die künftige Generation. Die sind auch nicht unsere Zukunft.
Denn: Die Kinder gibt es jetzt schon.
Ich glaube dieses Missverständnis ist die Ursache für vieles, wie Kinder hierzulande behandelt werden. Die Vorstellung, sie seien eigentlich noch gar nicht richtig da. Sie bekämen erst später ihren Wert. Und so werden sie behandelt, wie jede Investition: Man versucht mit minimalem Einsatz den größtmöglichen Ertrag zu erzielen.
Bei mir gegenüber ist ein staatliches Kindergefängnis, jedenfalls sieht es so aus. Offiziell ist es eine Grundschule. Aber die Verwaltung hat so einen hässlichen Zaun drum herumgezogen, Doppelstabmattenzaun, verzinkt, (da weiß man, woran man ist). Die billigste Lösung ist die beste.
Bevor der Zaun kam, haben die Leute ihre Hunde über die Schulwiese laufen lassen. Was gelten schon Kinder, wenn es darum geht, dem Bewegungsdrang der lieben Fellnasen gerecht zu werden! Da konnten die Kinder natürlich nicht dort spielen.
Aber wer jetzt denkt, nun, dank Zaun, dürften die Kinder auf der Wiese spielen: Ich habe trotzdem noch keine dort gesehen.
Es scheint nur eine Kleinigkeit zu sein, bei allem, was schief läuft für Kinder. Aber für mich ist es ein Symbol.
Ich denke: Lasst Kinder spielen, gebt ihnen Rasen, damit sie Kinder sein können. Jetzt, hier und heute.
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda