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23.04.2022
Kyrills Karsamstag

Die russisch-orthodoxe Kirche feiert erst an diesem Wochenende ihr Osterfest. Das heißt: Heute ist Karsamstag. Da bin ich mit meinen Gedanken bei dem Patriarchen Kyrill, ihrem geistlichen Oberhaupt. Nicht weil ich ihn schätzen würde, sondern weil ich wütend bin. Wie kann ein Christ den Krieg rechtfertigen? Wie hat er gesagt: ein metaphysischer Kampf des Guten gegen das Böse?!
Ich hätte nicht schlecht Lust, am Himmelstor die Schlösser auszutauschen; Kyrill zu exkommunizieren. Aber ich weiß nicht, wie das geht. Russisch-orthodox, da kommen wir nicht ran.
Dafür wünsche ich ihm einen besinnlichen Karsamstag. Denk dran, Kyrill: Jesus im Grab. Gott ist tot. Die Frommen haben ihn verraten, weil sie lieber mit den Mächtigen ihre Geschäfte machten.
Möge es ein langer, harter Arbeitstag werden, Kyrill.
In deiner protzigen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau sollst du Osternacht feiern. Hinten wird schon das Gewand bereitliegen, das man dir für die Mitternachtsmesse anzieht. Es ist ein schweres Gewand, kostbar, da kommst du nicht alleine rein mit 75 Jahren. Rot ist es, bestickt mit Gold. Das Rot steht für das Blut von Jesus.
Du heißt es gut, wenn Blut in der Ukraine fließt?
Gott wohnt nicht in deiner Kathedrale. Du bist dort allein – und ich hoffe, Kyrill, dass du das spürst, während der ganzen stundenlangen Liturgie, die du deinem alten Körper zumutest.
Und wenn du dann erschöpft nach Hause wankst – mögest du hören, wie die Hähne krähen. Sie sagen dir, dass du Jesus verraten hast an den Krieg. Das wünscht
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.


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