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02.06.2017
Mare nostrum

Mare nostrum – unser Meer, so haben die Römer das Mittelmeer genannt. Das kommt mir auch heute treffend vor, es „unser Meer“ zu nennen. Nicht, weil wir seine Strände schätzen und das mediterrane Klima. Es ist für ganz Europa zu „unserem Meer“ geworden, weil sich hier entscheidet, was die Menschenrechte wert sind, die wir in Europa so hoch halten.

Seit Beginn dieses Jahres sind mindestes 1.400 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Im Radio hören wir Nachrichten wie: „Zwei völlig überfüllte Boote sind gekentert. 30 Menschen konnten nur noch tot geborgen werden, darunter viele Kinder. 150 werden noch vermisst.“ Was tun?

Unsere Regierung redet davon, den Schleppern das Handwerk legen zu wollen, damit Flüchtlinge nicht ertrinken müssen. Das klingt plausibel und human. Aber es ist verlogen. Wer nämlich gleichzeitig die Fluchtrouten so dicht macht, wie das auch unsere Regierung anstrebt, der treibt die Menschen auf den Weg über das Mittelmeer, der arbeitet den Schleppern in die Hände. Die Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken, werden als Leichen auch an die Strände unserer Verantwortung gespült.

Es geht auch anders, es geht auch menschlich: Die evangelischen Kirchen in Italien haben gemeinsam ein Projekt gestartet, das sie mediterrane Hoffnung nennen. Flüchtlinge, beispielsweise aus Syrien, können sich an die italienische Botschaft im Libanon wenden. Sie weisen ihre Notlage nach, bekommen ein Visum und werden auf sicherem Weg nach Italien gebracht. Dort kümmern sich dann die Kirchen in eigenen Unterkünften um die Flüchtlinge. Man nennt das, einen humanitären Korridor schaffen – eine Lösung für und nicht gegen die Menschen. Hier hat zuerst das Herz einen Korridor durch die kalte Politik geschlagen.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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