04.07.2018
Mit den Wölfen heulen
Ist nicht jedes Leben gleich viel wert? Und jeder gewaltsame Tod ein Grund zum Trauern? Offensichtlich nicht. Es wird gerne unterschieden. Stirbt hierzulande eine Frau, weil ein Mann sie ermordet hat, ist das eine Randnotiz in der Zeitung. Sie läuft nicht in den Radio-Nachrichten. Nur dann, wenn es besonders grausam war. Wie viele Frauen sterben in Deutschland, weil sie durch Freunde bzw. Ehemänner umgebracht werden? 149 im letzten ausgewerteten Jahr. Weitere 208 überlebten einen Mordversuch.
Die Trauer darüber hält sich hierzulande in Grenzen.
Es sei denn, der Freund hat einen afghanischen Pass. Dann schlagen die Wellen hoch. Denn dann ist es offensichtlich etwas ganz Anderes.
Ist nicht jedes Leben gleich viel wert? Wie steht es um das Interesse an den 148 anderen Frauen, die ebenfalls fürchterlich gelitten haben? Wer trauert um sie? Wer klagt die Täter an? Wer fordert ein hartes Vorgehen?
Wir messen mit zweierlei Maß. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun.
Um Gerechtigkeit aber muss es gehen. Und tut es auch.
Wir haben es gestern wieder gehört – von dem Prozess, indem der Mord an dem 15jährigen Mädchen aus Kandel vor Gericht in Landau verhandelt wurde und weiter wird. Ist er ein Mörder – er wird seinen Richter bekommen.
Es ist an uns, nicht mitzuheulen mit den Wölfen. Uns nicht anstecken zu lassen von der Hysterie. Sondern mit der Familie der Getöteten zu trauern. Und den vielen anderen Familien, die um ihre Mädchen weinen. Und im Übrigen nüchtern zu bleiben.
Ulrike Greim, Weimar