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26.07.2024
Paris-Syndrom

Einer der interessantesten Aussichtspunkte heute wird der Eiffelturm in Paris sein. Oben. Von da bietet sich das ganze Spektakel wohl am schönsten: die Eröffnung der olympischen Spiele auf der Seine. Auf Schiffen kommen sie an – die Athletinnen und Athleten, dem Sonnenuntergang entgegen. Die begeisterten Massen am Ufer. Von dort oben sieht man dann wohl alles. Oder eben am Fernseher, was dezent kostengünstiger sein dürfte. Dabei sein ist alles.

So schön kann der olympische Gedanke sein. Modegiganten greifen in die Tasche, um alle aufzuhübschen. Es soll umwerfend werden. Grandios und majestätisch. Paris von seiner glanzvollsten Seite. Später werden Reitwettbewerbe mit Blick auf Versailles folgen und Beachvolleyball direkt unterm Eiffelturm.

Das formidable Paris-Image soll umso heller in alle Welt strahlen.

Kann sein – danach kommt das Paris-Syndrom: Herzrasen und Halluzinationen nach dem Realitätscheck. Das ist ein beschriebenes Krankheitsbild. Denn dann sehen die Gäste auch versifften Metrostationen, die vielen gestrandeten Menschen aus aller Herren Ländern zwischen Plastiktüten. Brüllende Armut in den Vorstädten.

Mach dir das ganze Bild, denke ich dann. Hab‘ keine Angst vor der Realität, auch wenn sie erst einmal erschreckend ist. Klar wollen wir alle den Glanz und das perfekte Zusammensein. Das werden wir aber erst erreichen, wenn es wirklich alle meint, auch die aus den Armensiedlungen. Dabei sein ist alles – für alle.

Olympische Spiele können darauf Appetit machen, eines Tages ein Fest für alle zu sein.

Ulrike Greim, Erfurt, Evangelische Kirche.


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