14.09.2016
Tränen des Laurentius
Bei uns ist es ein wunderschönes Schauspiel: der Sternschnuppenregen am Nachthimmel. Kommende Nacht gegen zwei Uhr ist er am stärksten. Traumhaft.
Auch in Syrien fallen kleine leuchtende Kugeln langsam vom Himmel. Auch sie hinterlassen, Augenzeugenberichten zufolge, für ein paar Sekunden eine grelle Lichtspur in der Luft. Nur dort sind es Streubomben. Und Brandbomben, vermutlich russischer Herkunft.
Ein Feuerregen. Jüngst in der syrischen Stadt Idlib. Die Folgen sind verheerend. Albtraumhaft.
Unsere Sternschuppen nennt man die „Tränen des Laurentius“. Klingt schön, nicht? Die Geschichte dazu ist aber heftig. Laurentius war Märtyrer. Ein kirchlicher Verwaltungschef in Zeiten, als der Kaiser Valerian Christen verfolgen ließ. Laurentius verteilte die Güter seiner Kirche schnell an die Gemeinde. Und als er aufgefordert wurde, den Kirchenschatz herauszugeben, brachte er die Kranken und Armen und sagte: Das ist unser Schatz. Laurentius wurde auf einem glühenden Rost hingerichtet. Seine letzten Worte gingen an den Kaiser: „Du armer Mensch. Mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.“ Seither weint der Himmel immer um den Jahrestag seiner Hinrichtung im August die Tränen des Laurentius. So erzählt es die Legende.
Auch in diesen Nächten weint der Himmel. Diesmal über Syrien. Über Unschuldige, die getötet werden. Das ist keine Legende. Männer, Frauen und Kinder, die nicht einmal die Chance hatten, zu fliehen. Ewigen Pein denen, die das verbrechen!
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.