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21.05.2018
Und wenn er kommt

Was für ein schweigsamer Club. Sie sitzen zusammen und jeder guckt auf seinen Platz, zwei blättern vorsichtig im Gesangbuch, eine schaut in die Luft. Es sind die Minuten, bis der Chef das Wort ergreift. Reichlich förmlich. Es ist immer so. Er wird ganz richtige Dinge sagen, die anderen werden bemüht sein, es zu verstehen. Am Ende wird man mutlos ein Lied singen, einstimmig, sich höflich verabschieden und gehen.

Das nennt sich Gemeindenachmittag. Jeden ersten Montag im Monat. Immer die gleichen Gesichter.

Aber aufhören will man auch nicht. Weil: Vielleicht ist da ja doch mehr.

Jedes Mal betet der Pfarrer ganz arglos, Gottes guter Geist möge kommen.

Und eines Tages ist tatsächlich irgendetwas anders. Es liegt so ein Flirren in der Luft. Wie kurz vor einem Gewitter. So eine Stimmung eben.

Und die kleine Runde sitzt hellwach auf ihren Stühlen und guckt sich schüchtern um. Das erste Mal schaut der schüchterne Herr der Dame, die immer neben ihm sitzt, in die Augen. Sie sind wunderbar grün. Und die Dame findet, man solle doch diesmal gleich zu Anfang singen. „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Dann singen sie und plötzlich redet eine los. Darüber, dass sie Gott am besten draußen findet, in ihrem Garten. Dann redet die andere mit und dann die dritte, dann sogar der schweigsame Mann, der vermutlich noch nie vorher etwas gesagt hat. Der Herr Pfarrer staunt. Und ist begeistert. Und sie singen gleich noch eins – das Lieblingslied der Ältesten in der Runde. Ihr klopft das Herz dabei.

Es fühlt sich nach Glück an.

Pfingsten ist das Fest vom Geist Gottes. Der macht, dass sich alles ändern kann.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


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