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28.06.2018
Weh- und wund-Tag

Kennen sie das auch? An manchen Tagen ist mir weh und wund ums Herz. Einfach so. Ich weiß nicht mal warum. Eigentlich ist alles prima. Zu Hause alle gesund. Arbeit okay. Und trotzdem - irgendwie gedrückte Stimmung. Melancholisch. Innerlich weit weg. Müde, auch wenn ich ausgeschlafen bin. Mir hilft es, wenn ich dann etwas mache, was eingeübte Routine ist. Schwimmen gehen zum Beispiel. Nach ein paar Bahnen spüre ich, wie das Wasser mich trägt. Auch ohne großes Abstrampeln. Ich ziehe einfach nur meine Bahn. Eine nach der anderen. Neulich war es mal wieder so weit. So ein weh-und-wund-Tag. Im Schwimmbad hatte ich das Becken ganz für mich allein. Normalerweise genieße ich das. Aber an dem Tag war es mir doch zu einsam. Da schwimmt plötzlich der ältere Herr neben mir. Wir kennen uns vom Sehen. Meist nicken uns zu. Wechseln am Beckenrand ein paar Worte. Übers Wetter oder so. Heute schwimmt er auf der Bahn neben mir. Und ruft gut gelaunt zu mir herüber: „Ich dachte mir, ich lass Sie mal nicht so alleine schwimmen.“ Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Aber ich muss ja nichts antworten. Ist im Wasser eh’ nicht so einfach. Ich nicke und lächele ihm zu. Eine ganze Weile schwimmen wir auf benachbarten Bahnen. Da ist dann keiner von uns allein unterwegs. Es ist nur ein Satz, aber irgendwie geht es mir besser. So ist das manchmal - und: Solche Sätze kann man sich nicht selber sagen. Gut, wenn uns dann ein anderer sagt: Du bist nicht allein unterwegs. Da bin ja noch ich. Und Gott sowieso.

Einen behüteten Tag wünscht Ihnen Kristina Kühnbaum-Schmidt, Regionalbischöfin der evangelischen Kirche in Meiningen.


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