27.12.2018
Weihnachten für möglich halten
Ich möchte träumen können. So wie die Großen. Martin Luther King: „I have a dream“ – „Ich träume, dass eines Tages schwarze und weiße Kinder zusammen spielen werden.“
So möchte auch ich träumen können. Dass die Dinge anders werden können. Dass das möglich ist.
Dass Frieden kommt. „Frieden auf Erden bei den Menschen seins Wohlgefallens“. Dass Engel erscheinen und den Erschreckten ins Herz sprechen „Fürchte dich nicht“, so dass sich deren Puls senkt. Dass die Krakeeler aufhören zu krakeelen, dass die Hasser schweigen. Dass die Lauten kurz zur Ruhe kommen und merken, wie gut das tut.
Ich möchte träumen von der Stadt, in der alle ihre Gästezimmer öffnen, damit die Obdachlosen eine Bleibe haben. Für eine Nacht. Und Mut schöpfen. Und die Dinge wieder in Ordnung kommen, weil es schön ist, wenn sie alle beisammensitzen. Und einer singt, die anderen brummeln mit.
Die Engel kommen zu den Ärmsten. Die Weisen aus dem Morgenland verirren sich nur kurz im Palast und finden dann den Weg zur Krippe – da, wo keine Kamera hinhält. Wo es verblüffend dunkel ist. Da erscheint Gott in unserer Welt.
Ich will träumen, dass diese Nachricht die Runde macht. Dass alle hinhören und sagen: Oh! Dass sie es in ihrem Herzen merken, weil es sich bewegt.
Wie die Schlagbäume an den Grenzen hochgehen und die Grenzer zusammen Glühwein trinken, wie einst im Krieg die Soldaten, die aus den Schützengräben kamen.
Das ist möglich. Das sagt Weihnachten. Davon will ich träumen. Um es zu sehen. Um daran zu glauben. Es für möglich zu halten. Gottes Realität. Nicht die menschliche.
Sondern den Himmel zu wissen mitten in meiner Stadt.
Ulrike Greim, Weimar