04.10.2019
Wieso Gott nicht hilft
Es ist dieser tiefe Zorn, die tiefe Verzweiflung, die sie so umtreibt. Die drei weisen alten Menschen, die Freunde von Adam von Trott zu Solz, einem der Verschwörer des 20 Juli 1944, einer, der beteiligt war auf das Attentat auf Hitler. Und der dafür mit dem Leben bezahlt hat. Die drei Menschen, Freunde, haben mit ihm gehofft und gebangt und gebetet. Und sie haben erlebt, wie der Plan, diesen Despoten auszuschalten, misslang. 1944 war das. Wie viele Millionen Tote hätten noch leben können, wenn Hitler dabei umgekommen wäre?! Wie viele Opfer wären erspart geblieben. Aber Gott hatte keinen Segen gegeben zum Tyrannenmord. Die drei, alles aufrechte Christenmenschen, ficht das an. Wieso konnte Gott dem Vorhaben nicht Gelingen schenken? Es war für die richtige Sache!
Ihre Erschütterung darüber ist mir in die Knochen gefahren. Und ich verstehe das. Und bin noch mehr erschüttert, als ich erfahre, dass etliche weitere Attentate auf Hitler geplant und zum Teil verübt wurden – und Hitler konnte immer entkommen. Was für eine schreiende Ungerechtigkeit! Wieso konnte Gott nicht eingreifen?
Die Antwort ist einfach und schmerzhaft: Weil die Menschen Hitlers Partei gewählt haben. Es war ihre freie Entscheidung. Und es war die Partei mit den meisten Stimmen. So konnte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernennen.
Der freie Wille – er ist ein hohes Gut. Gott will, dass wir freie Menschen sind. Aufrechte Gegenüber für ihn. Mit allen Konsequenzen – und seien sie noch so fürchterlich.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche