25.04.2017
Beten und Schlafen

„Der Körper betet mit.
Bist du zu müde oder zu aufgedreht,
bist du zu satt oder zu hungrig,
dann kannst du nur schwer beten.“

Die Gebetslehrerin im Augustinerkloster in Erfurt
hält einen interessanten Vortrag:
„Wie man lernt, recht zu beten“.

Wir hören ihr gespannt zu:
„Wer beim Beten immer einschläft,
kann doch überlegen, ob er nicht wann anders betet.
Vielleicht ist das Bett einfach nicht der richtige Ort.
Und das Einschlafen nicht der richtige Zeitpunkt fürs Gebet.“

Stille im Raum. Wir fühlen uns ertappt.
Jeder von uns scheint zu wissen, wovon sie spricht.
„Na und?“ Julia bricht das Schweigen.
„Dann schlafe ich eben beim Beten ein.
Besser beim Beten einschlafen als ohne.“

Am Abend, als ich im Bett liege,
denke ich über den Wortwechsel nach.
Der Gebetslehrerin geht es um eine bewusste Gebetshaltung.
Sie möchte Gott damit vielleicht signalisieren:
„Ich konzentriere mich auf dich, Gott.
Ich bin wach für dich und für dein Wort.
Und ich möchte meine Gedanken sortieren – zusammen mit Dir.“

Und Julia denkt:„Was spricht dagegen, beim Einschlafen zu beten?
Am Ende des Tages falte ich die Hände.
Was mir Sorgen macht: Im Gebet vertraue ich es Gott an.
Selbst wenn – ja gerade weil ich dabei einschlafen kann.“

Als ich am nächsten Morgen aufwache,
kann ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern,
ob ich nach all dem Nachdenken über das Beten selber noch gebetet habe.

„Na und?“ höre ich Julia sagen und muss schmunzeln.

Gutes Einschlafen, gerne mit Gebet, und dann eine ruhige Nacht
wünscht Ihnen Pfarrer Tobias Schüfer, evangelisch und aus Erfurt.


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