25.08.2021
Bruder Adam

Dornen und Disteln soll dein Acker tragen, bekam Adam zu hören, als er begann, die Erde zu bebauen. 

Vor unserem Haus sah es lange so aus, als ob Adam dort gewesen wäre. Zwar gab es keine Dornen und Disteln. Aber Brennnesseln und anderes unschönes Kraut. 

Für Gartenarbeit habe ich wenig Zeit. Und dieses Fleckchen unter dem Kastanienbaum gehört der Stadt. Also habe ich mich an Adams Pflanzen gewöhnt. Oder mir angewöhnt, daran vorbei zu sehen?

Bis ich eines Tages eine Tüte mit Samenbomben geschenkt bekomme. Samenbomben... das Wort hatte ich schon gehört. Aber so richtig wusste ich nicht, was das ist. Nun lese ich, dass die kleinen Ton-Kugeln wahre Kraft-Pakete sind. Mit bienenfreundlichen Blumen-Samen.

In meiner Phantasie sehe ich blühende Landschaften vor meinem Fenster: Margeriten, Klatschmohn, Glockenblumen...  

Wenige Tage später mache ich mich mit Konfirmanden und zwei Freundinnen an die Arbeit. Es ist schwül und die Erde ist hart. Aber irgendwann ist es geschafft: Der Boden ist bereitet. Die Samenbomben sind gelegt.

Aber leider! Auch Wochen später ist die erhoffte Blüten-Explosion ausgeblieben. Zu viel Schatten? Oder zu viel Regen? 

Es sieht noch gepflegter aus als früher. Aber wer weiß – irgendwann werden hier vielleicht wieder Brennnesseln wachsen. 

Adam ist eben mein Bruder. Das Leben auf dieser Erde ist mit Mühe verbunden und mit Schwitzen. Und nicht immer von dem Erfolg gekrönt, den ich mir erhoffe. ​

 

Trotzdem eine gute Nacht

wünscht Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha. 


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