26.09.2018
Christlich evangelisch

Wir waren zur Post gefahren. Hatten unsere Fahrräder angeschlossen und wollten nur rasch ein Päckchen abgeben. Als das erledigt ist und wir wieder heraus kommen, stehen die Fahrräder nicht mehr an ihrem Platz, sondern liegen. Und ein Mann steht davor und hebt entschuldigend die Arme. „Gehören die Ihnen? Sie sind mir umgefallen, als ich meines anschließen wollte. Hoffentlich ist nichts kaputt gegangen?“ Tatsächlich hat es das Rücklicht erwischt an meinem Rad. Sonst ist nichts passiert. Wir einigen uns schnell. Und kommen dabei ins Gespräch. Er fragt, was ich so mache. Ich erzähle, dass ich als Pfarrerin arbeite.

Er nickt mit dem Kopf. „Ich bin auch christlich evangelisch“, sagt er stolz. Und erzählt davon, dass er an den Festtagen gerne mal zur Kirche geht.

Wir haben uns längst verabschiedet, da gehen mir seine Worte noch nach. Gerade, weil ich sonst höre: Ich bin nicht in der Kirche. Oder nur: ich bin evangelisch. Oder katholisch. Aber das einer sagt: Ich bin christlich. Und erst danach seine Konfession, das berührt mich. Er trägt es also im Herzen, selbst wenn er es nicht dadurch zeigt, dass er öfter in einer Kirche erscheint. Die christliche Haltung ist ihm offenbar das Wichtigste und entscheidend.

Wie wäre es, denke ich, wenn wir einfach offener mal sagten, wozu wir stehen und zu welcher Glaubensgemeinschaft wir gehören. Nicht, um andere zu überzeugen, sondern um unseren Standort klar zu machen. Anderen und auch uns selbst.

 

Ich bin christlich. Und Sie? Welche Haltung haben Sie, fragt neugierig Pastorin Theresa Rinecker aus Weimar


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