31.10.2024
Eine feste Burg und Friedenshütte
Ein feste Burg ist unser Gott. Wer kennt es nicht, dieses trotzige Lied von Martin Luther?
Ich mag die Melodie. Und dieses Gott-Vertrauen, das in jeder Zeile mitschwingt. Eine Geborgenheit, der nichts und niemand etwas anhaben kann.
Vor wenigen Tagen in einem Gottesdienst hatte ich so eine Art Burg-Erlebnis, obwohl es gar kein Evangelisch-Lutherischer Gottesdienst war. Sondern eine interreligiöse Feier bei den ACHAVA-Festspielen in Gotha, mit einem Jüdischen Kantor.
Wir hatten alles schön vorbereitet an diesem Abend, viele Leute waren schon da, der Chor saß in den ersten Reihen. Nur der Kantor war noch nicht da. Er hatte sich ein bisschen verspätet.
Nicht alle können mit solchen Situationen entspannt umgehen. Ein Chorsänger kam mit finsterer Miene auf mich zu und fauchte mich an: Wo ist er denn? Warum weiß hier keiner richtig Bescheid?
Ehrlich - solche Art der Kommunikation zieht mich total runter.
Wenig später kam der Kantor, und der Gottesdienst konnte beginnen.
Ich saß noch immer bedrippelt da, als der Kantor mich bat, ein Gebet aus dem jüdischen Gesangbuch vorzulesen.
Ich schlug das Buch auf und las:
Herr, breite über mir aus die Hütte deines Friedens!
Und dann: Ich saß immer noch auf meinem Platz. Aber um mich herum - die Hütte des Friedens. Aller Frust fiel von mir ab. Ich konnte aufatmen.
Ob feste Burg oder Friedenshütte - ist es nicht ein Gott, der alle Menschenkinder erschaffen hat? Den Juden und Christen um Frieden bitten, um Frieden im Herzen und Frieden für diese Welt?
Eine gute Nacht ganz in Frieden
wünscht Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha