03.10.2022
Friedesnkuss

Was für ein entspannter Tag! Keine Schule, keine Arbeit! Mit den Kindern zusammen ausführlich frühstücken, im Schlafanzug - herrlich! 

Jetzt machen Stefanie und Tom noch einen Nachtspaziergang. Eine Runde durch den Park und hoch zum Schloßportal mit dem berühmten Friedenskuss-Medallion.

Eine Weile genießen sie den Blick auf den Markt, das Glitzern über der Altstadt...      

Stefanie muss an die Friedensmeditation hier oben vor wenigen Wochen denken. Eine Freundin hatte sie mitgenommen. Sowas hatte sie noch nie erlebt. Ungewohnt und auch irgendwie schön:

Sie standen im Kreis. Kleine Begrüßung nach rechts und links. Und dann: Schweigen. Einfach mal in Gemeinschaft nichts tun, nichts sagen.   

Aber das mit dem Schweigen funktionierte nicht so richtig. Laute Sprechchöre kamen immer näher: Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung! Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung! Derb klang es, fast bedrohlich.

Verstehst du das? fragt sie Tom. Wenn ich nur daran denke, was meine Eltern erzählen! Von der Mauer, an der geschossen wurde. Und meine Mutter durfte nicht mal zur Trauerfeier von ihrem Opa fahren. Können wir nicht froh sein über unsere Freiheiten? Und dass Deutsche nicht mehr auf Deutsche schießen?

Und dass keine Bomben fallen, ergänzt Tom und legt seinen Arm um Stefanie. Dann schweigen sie eine Weile, genießen noch mal den Ausblick. Bevor er ihr einen dicken Kuss gibt.

Das war ein Friedenskuss, sagt er zufrieden. Arm in Arm gehen sie nach Hause.  

             

Abendstille und eine gute Nacht wünscht Angela Fuhrmann,

evangelische Pfarrerin in Gotha                 


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