26.10.2018
Fundbüro für Immaterielles

Eine junge Frau kommt durch die Tür: Ich habe meine Ungeduld verloren. Ich fühle mich jetzt sehr entspannt und erleichtert. Falls Sie sie finden, ich will sie nicht wieder zurück. Das wollte ich mal loswerden. Beschwingt geht sie wieder nach draußen.

Eine ältere Frau kommt als nächstes, grüßt und erzählt, sie hat die Illusion verloren, nicht alt zu werden: Ich dachte, das Altwerden betrifft mich nicht wirklich. Aber jetzt merke ich, ich werde alt, es ist kein theoretischer Gedanke, sondern eine Erfahrung. Ich lasse die Illusion jetzt mal hier.

Und ein Sechzigjähriger vermeldet: Ich habe den Glauben an die Institution Kirche verloren – aber nicht den Glauben an Gott.

Es ist ein Kunstprojekt.

Der Ort für das Geschehen: ein altes Tickethäuschen in der Innenstadt von Zürich – ein Fundbüro für Immaterielles, direkt neben einer Luxus-Shopping Meile.

Einmal im Monat ist geöffnet. Menschen kommen, die etwas verloren oder gefunden haben, was sich nicht in Regalen stapeln lässt: eine verlorengegangene Liebe, den Verlust der Gesundheit, den Mangel an Zeit, Geduld und Wertschätzung, die wiedergefundene Lebensfreude oder neue Selbstachtung. Und die Resonanz ist riesig.

„Kein Mensch erwartet, dass wir Verlorengegangenes wiederbringen.“ Sagt Andrea Keller, eine der Initiatoren. Was zählt, ist aufmerksames und interessiertes Zuhören. Und, dass jede Geschichte aufgeschrieben wird. Das tut den Menschen gut.

Ein Fundbüro dafür finde ich gut.

Ich will auch gefunden werden. Findest du mich, Gott?

Fragt in dieser Nacht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.

 


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