16.01.2020
Gott der Umwege
Es war ihnen wirklich nicht leicht gefallen.
Der Weg in die Kirche.
Der Kontakt mit dem Pfarrer.
Dabei war es ein so fröhlicher Anlass.
Annegret und Karsten wollen heiraten.
Sie sind glücklich verliebt,
aber: nicht zum ersten Mal.
Beide waren schon einmal verheiratet.
Aus beiden Ehen sind erwachsene Kinder hervorgegangen.
Und nun stehen Annegret und Karsten wieder vor dem Altar.
Sie bringen mit: ihre Lebensgeschichten und ihre 5 Kinder.
Die sitzen in der Bankreihe hinter ihnen.
Und der Pfarrer spricht über die Liebe und dass Gott ein Gott der Umwege ist.
Das hatte er den beiden auch im Traugespräch gesagt.
Und da war ein Aufatmen.
Da waren Sorgen von ihnen abgefallen.
Die Sorge abgewiesen zu werden.
Die Sorge, dass da im eigenen Leben etwas nicht stimmt.
Lange genug hatten sie selbst mit der Trennung und der neuen Liebe gerungen.
Sie hatten es sich alles andere als leicht gemacht.
Und jetzt diese Worte:
Gott ist ein Gott der Umwege.
Er geht mit uns mit,
ob auf gradem Wege oder auf der schiefen Bahn.
Auch wenn wir nicht wissen, wohin unser Weg manchmal führt.
Das alles ist und bleibt ein Teil von Euch.
Die erste Liebe genauso wie ihr Ende.
Das Scheitern an den eigenen Ansprüchen.
Sie haben fröhlich Ja gesagt.
Zu sich und zu diesem Gott, der auf krummen Zeilen gerade schreiben kann.
Angenehme Nachtruhe wünscht Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.