29.10.2024
Haus-Segen
So ein Umzug hat es in sich. Chaos überall. Und ich bemühe mich, ein bisschen Struktur in dieses Durcheinander zu kriegen.
Irgendwann ist es Zeit, das Abendessen vorzubereiten.
Aber in welcher Kiste finde ich nur das Brotmesser? Und wo ist meine Tee-Sammlung?
Ich durchwühle mehrere Kisten. Und finde manches, was ich nicht gesucht hatte. Aber das Brotmesser - wo ist das nur gelandet?
Da klingelt es. Ich drücke auf den Türöffner und schaue gespannt die Treppe hinunter. Wer kann das sein? Wir sind ganz neu hier, uns kennt noch niemand.
Zuerst sehe ich nur einen Fahrradhelm. Dann erkenne ich das Gesicht darunter: Ein freundlicher Kollege, wir kennen uns aus alten Zeiten. Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Wir umarmen uns erst mal. Dann erzählt er, dass er von unserem Umzug gehört hat und auch die Adresse erfahren konnte. Und - Überraschung: Er wohnt ganz in der Nähe!
Er hat heute wenig Zeit. Aber er möchte mir gern etwas geben: Einen Haus-Segen.
Er holt ein A-4-Blatt aus seiner Tasche. Die Stimme klingt feierlich und fast ein klein wenig aufgeregt, als er mir den Segen vorliest:
Gott segne dieses Haus, alle Menschen, die hier wohnen, arbeiten und als Gäste eine Zeit hier verweilen...
Gott schaffe Frieden in diesen Mauern und Frieden um diesen Ort.
Gott wohne selbst an diesem Ort...
Als ich weiter Kisten durchsuche, lächle ich vor mich hin. Es wird spät mit dem Abendessen. Aber das macht nichts. Dieser Besuch hat mir gut getan. Und der Segen. Und das Brotmesser habe ich am Ende auch gefunden.
Eine gute Nacht wünscht
Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha