25.07.2018
Heinz
Heinz atmete in die Nacht. Er sog die Abendluft ein und sah die ersten Sterne.
Die Zweige der Bäume zeichneten sich schwarz im Abendlicht ab. Ein Scherenschnitt. Noch einmal Sommer, dachte er. In seiner Lunge war ein Schatten, ein kleiner Fleck.
Letzte Woche haben die Ärzte den entdeckt.
Wir wissen noch nicht, was das wird. Der Arzt trug einen weißen Kittel, saß vor ihm und schaute ihn an, die Aufnahme seiner Lunge leuchtete im Hintergrund. Heinz hat an Krebs gedacht.
Und ob das jetzt die Quittung ist fürs Zigarettenrauchen. Für einen Moment hat Heinz etwas ganz bitteres gedacht. Mit keinem gesprochen, sich Vorwürfe gemacht.
Aber wer weiß, ob es davon kommt. Nein, hat Heinz sich gesagt. So ist das, wenn eine Zelle außer Rand und Band gerät und wuchert und in dir wächst. Meine Zeit steht in deinen Händen. Auch die Rauchopfer und die Abende bei Bier und Wein.
Steht alles in deinen Händen. Ich kann jetzt ohnehin nichts tun. Nur hoffen, warten, beten.
Das ist Freiheit, hat Heinz gedacht. Die Bilder auf den Schachteln sehen und trotzdem die Fluppe anmachen. Und wenn´s sein muss die Folgen ertragen. Was für Gespräche hätte er verpasst ohne die Fluppe vor der Tür, die Kollegen, das Lachen mit Monika. Meine Frau hätte ich nie kennengelernt. Hast du Feuer, hatte er sie vor zwanzig Jahren gefragt und Monika hatte Ja gesagt. Und seitdem haben sie miteinander gelacht und geraucht.
So wie es war, war es gut. Heinz glaubte nicht an einen Gott, der über Nacht die Schatten wegmacht. Er glaubte an Gott, der alles kennt und im Dunkeln die Sterne anmacht.
Eine gute Nacht wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land