02.06.2021
In den Schwachen mächtig

Es geht langsam wieder los.
Wenn die Inzidenzen sinken, steigt das Bedürfnis der Menschen zu feiern.
Vieles ist ausgefallen oder musste warten.
Geburtstage, Hochzeiten, Taufen.
Das war manchmal bitter.
Das Leben lässt sich nicht einfach auf Pause stellen.

Jetzt geht es wieder los.
Menschen wollen feiern und heiraten,
Eltern wollen ihre Kinder taufen und das Glück des Lebens feiern.
Gut so, denke ich und freue mich mit den Menschen.

Da gibt es manchmal auch ganz besondere Begegnungen.
Anika ist so eine.
Mit Mitte 20 will Anika getauft werden.
Eines Tages steht sie plötzlich in der Kirche.
Fröhlich und neugierig, mit einem großen Rucksack voller Fragen.
Nichts ist selbstverständlich,
alles steht zur Debatte.
Gott als altem Mann mit Bart?
Damit kann sie nichts anfangen.
Manche Bibeltexte empfindet sie als Zumutung:
Von wegen, die Frau schweige in der Gemeinde. Pah!

Aber dass da etwas ist, das größer ist als wir – das spürt Anika.
Dass das Leben ein Geschenk ist – das hat sie erlebt.
Mit Anfang 20 stand sie schon mal am Abgrund.
Burn out. Depression.
Als alles plötzlich zu viel wurde.
So viele Erwartungen.
Anika wollte zu viel.
Und am Ende ging gar nichts mehr.

Glauben heißt für Anika:
Ich darf auch mal schwach sein.
Höher, schneller, weiter?
Das hat für Anika nicht funktioniert.
Tiefer, ruhiger, gelassener –
Das war Anikas Erfahrung mit Gott.
Wunderbar denke ich und bete für Anika und für ihren Weg mit Gott.

Gott, sei bei Anika,
behüte sie auf ihren Lebenswegen
und zeig ihr und uns immer wieder,
dass du in den Schwachen mächtig bist.

Eine gute Nacht wünscht Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar


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