02.10.2019
Jesus oder die Welt
In Schmölln, einer kleinen Stadt im Osten von Thüringen, gibt es in der Stadtkirche eine Figur der Gottesmutter Maria. Sie hält das Jesuskind auf ihrem linken Arm und in der rechten Hand hält sie einen Apfel, knallrot, so wie einst Eva im Paradies. Man will am liebsten hineinbeißen in diesen Apfel. Er steht für all die Versuchungen. Für den Größenwahn, dass man alles kann. Für die schnellen Antworten über das, was richtig ist.
Im anderen Arm hält Maria das Jesuskind. Jesus ist ein Flüchtling gewesen. Nackt und ungeborgen. Es gibt viele Menschen, die sagen: Wir wollen das christliche Abendland retten und im gleichen Atemzug sagen sie: Raus mit dem Flüchtlingen! Grenzen dicht machen. Ich finde, sowas geht nicht zusammen und es widerspricht auch unserem Grundgesetz. Das haben unsere Vorfahren geschrieben, damit Menschen in Freiheit leben können ohne wegen ihrer Herkunft diskriminiert zu werden.
Jesus oder die Welt. Der Apfel und die ganzen Versuchungen, die starken Sprüche und die schnellen Lösungen, all das liegt heute wieder offen auf der Straße. Und es ist die Frage, was man wählt. Die schnellen Versprechen, die immer so knackig klingen oder die Menschlichkeit, die sich derer annimmt, die nackt sind und ungeborgen.
Sagt: Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land