22.04.2022
Käthe Kollwitz

„Ich bitte sie, meine Herren, eine Medaille für eine Frau, das ginge dann doch zu weit… Orden und Ehrenzeichen gehören an die Brust verdienter Männer!“ Mit dieser Begründung hat sich 1898 Kaiser Wilhelm II geweigert, die goldene Medaille der großen Berliner Kunstausstellung an Käthe Kollwitz zu verleihen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen wurde die Künstlerin damals berühmt. Ihre Grafik-Folge über den Weber-Aufstand zeigte die Not von Frauen und Familien. Das rührt bis heute viele an.

Immer wieder hat Käthe Kollwitz als Zeichnerin und Malerin das Elend von Menschen dargestellt und hat auch selbst viel Leid und Trauer erlebt. Immer wieder hat sie genau hingeschaut. Ihre Enkelin beschrieb die Großmutter so: „Sie war ein sehr gütiger Mensch, hatte ganz warme braune Augen, die einen nicht wieder losließen. Man hatte das Gefühl, man spricht in diese Augen hinein.“

Heute vor 77 Jahren ist Käthe Kollwitz gestorben. Heute sind Straßen nach ihr benannt, Schulen tragen ihren Namen und ihr Gesicht ist auf Briefmarken zu sehen. An den Kaiser dagegen erinnern wir uns nur noch selten. So ändern sich die Zeiten.

Medaillen an Männerbrüsten haben irgendwann keinen Wert mehr. Aber gütige Männer und Frauen, die genau hinschauen – die brauchen wir. Die dürfen wir ehren – immer und immer wieder.

Eine gute Nacht wünscht Pastorin Katarina Schubert von der evangelischen Kirche in Kamsdorf.


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