11.03.2020
Man darf nicht krank aussehen

Die Serie „The Crown – die Krone“ dreht sich ums britische Königshaus und Queen Elizabeth II.. Vor ihr regierte ihr Vater, King George VI.. Als er schwer an Krebs erkrankte, sollte niemand merken, wie schlecht es um ihn stand, vor allem nicht seine Tochter. Zu einem seiner Diener sagt er: „Man darf nicht krank aussehen; ein kranker König ist für niemanden gut. Es darf keinerlei Schwäche geben.“

Zu seiner Zeit war ein solcher Gedanke sicher üblich. Aber es ist gefährlich, Schwäche nur als Umkehrung von Stärke zu sehen. Denn zu zögern, sich manches zweimal zu überlegen, zu zweifeln und Dinge zu hinterfragen, heißt nicht sofort, dass jemand schwach ist. Im Gegenteil: Es kann viel mehr Kraft brauchen, vom Zehn-Meter-Turm im Schwimmbad die Stufen wieder herunterzuklettern statt ins Becken zu springen.

Wirkliche Stärke kommt von innen, sie weiß um ihre Grenzen und kann damit umgehen.

Nur leider erkennen wir vor allem solche Stärke an, die sich auf Äußerlichkeiten stützt – auf Titel, auf Waffengewalt, auf Tradition, Position oder Geld. Doch fallen diese Dinge weg, ist es vorbei mit der Stärke. Darum muss sie ständig demonstriert werden und verteidigt.

Ich wünschte, King George VI hätte auch seiner Schwäche trauen können. Seit Jesus wissen wir, dass jemand Starkes sehr bewusst schwach werden darf, um Mensch zu bleiben. Jetzt, in den Wochen vor Ostern, erinnern wir uns wieder daran. Einen gesunden Schlaf wünscht Ihnen, Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach.

 


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