05.01.2016
Multi-Kulti-Küchen-Wunder

Multi-Kulti-Kochen im Kloster. Den Zugang zur Küche musst du dir erst erkämpfen. Denn da sind schon Andere. Mit bunten Kopftüchern und flinken Bewegungen.

Ich mische mich unter die Fremden. Schnappe mir eine Kartoffel. Schiele zu meiner Nachbarin, die offenbar weiß, was damit genau zu machen ist.

Kurze Zeit später hocken wir nebeneinander vor dem Bio-Eimer. Und schälen unsere Kartoffeln. Sie lächelt mich vorsichtig an. Ich lächle zurück. Überlege, wie ich mich mit ihr verständigen könnte. Da kommt sie mir zuvor. „Syrien“, sagt sie und schüttelt energisch den Kopf „Syrien – nix gutt!“ Dann weiter mit Kussmund: „Alemannia – mmmb!“

Max und Johannes sind dazugekommen, o Wunder! Zwei Konfirmanden schneiden mit uns Möhren, Paprika, Zwiebeln. In ganz feine Stückchen, bitte schön! Unsere syrische Lehrköchin schnippelt routiniert. Und beginnt zu singen. Ein arabisches Lied. Fremd klingt es und schön…

Ich überlege, wann ich das letzte Mal bei der Küchenarbeit gesungen habe. Da überrascht mich Max. Weil: Er singt mit! Als ob es für ihn das Normalste von der Welt wäre. Er singt beim Gemüse-Schnippeln mit einer syrischen Frau ein arabisches Lied. Die komplizierte orientalische Melodie! Den arabischen Text!

Er kennt das Lied, sagt er dann. Aus der Schule. Er lernt im Gymnasium in Schnepfental Arabisch.

Dann singen auch noch die, die kein Arabisch können. Im Kanon: „Dona nobis pacem.“ „Gib uns Frieden!“ Es klingt gut. Die geflieste Küche hat eine wunderbare Akustik. Die fremden Frauen klatschen.

Das Essen schmeckt toll. Und die Stimmung ist gut. Aber am glücklichsten bin ich über die kleinen Multi-Kulti-Küchen-Wunder.

Aber nun: Eine wundervolle Nacht!
Das wünscht Ihre Angela Fuhrmann,
Pfarrerin von der Ev. Kirche in Gotha


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