08.06.2023
Neue Wege

Schimpfen sie noch oder reden sie schon?
Ich gestehe es offen:
Mir geht das Schimpfen auf die junge Generation auf den Keks.
„Die jungen Leute können nicht mehr arbeiten.“
„Die haben Flausen im Kopf.“
„Denen geht es viel zu gut.“
„Das hätte es früher nicht gegeben!“

Ich kann es nicht mehr hören!
Einmal abgesehen davon,
dass früher noch nie so schön war wie heute.
Was bringt das ewige Jammern und Schimpfen auf die neue Generation?

Am Ende hält uns die nächste Generation (am Ende) doch nur den Spiegel vor.
Der Wunsch nachhaltig zu leben und nicht zu Lasten kommender Generationen.
Die neue Suche nach einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Wenn früher alles so wunderbar gewesen wäre,
warum wollen junge Leute dann heute neue Wege gehen?
Machen wir uns doch nichts vor:
Es lief und es läuft nicht alles prima.
Es tut Not, neue Wege zu versuchen.

Das ist sicher auch mit Herausforderungen und Zumutungen verbunden.
Da heißt es auch, Kompromisse einzugehen.
Nicht alles geht von jetzt auf gleich.
Es gilt anzufangen, erste Schritte zu gehen.
Wir brauchen neue Bilder für die Arbeit.
Wir werden unsere Gesellschaft nicht ohne Schicht- und Wochenendarbeit gestalten können.
Das gilt für die Pflege, wie für die Gastronomie.
Ja, wir müssen auch über Zumutungen ins Gespräch kommen,
Wir müssen über Verantwortung reden.

Aber hören wir auf, auf die nächste Generation zu schimpfen.
Stecken wir unsere Kraft lieber in das gemeinsame Finden von Lösungen,
anstatt uns voneinander abzugrenzen.
Es sind unsere gemeinsamen Aufgaben,
für die wir den Heiligen Geist bitten können,
uns neue Wege zu zeigen, die wir heute noch nicht erkennen können.

Findet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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