13.03.2019
Passion
In der Kirche ist jetzt Passionszeit. Seit Sonntag und das sieben Wochen lang. Alles blickt auf Jesu Tod. Es gibt Menschen, denen ist das ganz wichtig. Ich kann damit nicht so viel anfangen. Warum mich in Jesu Leiden versenken? Es gibt schon so viel Schmerz in der Welt. Es gibt genügend Passionsgeschichten.
Meine Nachbarin ist alt. Ihr Mann ist vor Jahren verstorben. Es gibt Tage, da will sie nicht aufstehen.
Es wird genug gelitten in der Welt, offene Beine und Wunden. Die Pflegeheime und Krankenhäuser sind voller Passionsgeschichten. Jedes Bett ein kleines Kreuz. Jeder verletzte Mensch erzählt mir davon, wie zerbrechlich das Leben ist. So zerbrechlich wie Jesus am Kreuz.
Aber Jesus hat all das überwunden, sagen manche. Schön für ihn, denke ich. Ich würde lieber sehen, dass meine Nachbarin auch alles überwinden kann und nicht nur Jesus, der Gottesmann.
Sein Tod am Kreuz ist ein Fanal: Lasst die Schwachen nicht allein und gebt die Gebrochenen nicht auf!
Als Jesus auferstanden ist, hatte er seine Wunden immer noch am Körper. Das tröstet mich, weil es so ehrlich ist. Auch Jesus wird seine Wunden nicht los. Der kommt nicht und macht alles schön. Der überwindet nicht alles nach dem Motto wisch und weg. Der steht auf mit seinen Wunden und sagt etwas Größeres an. Mit dem, was jeder schon aufgegeben hat, fängt Gott etwas Neues an. Daran will ich in den kommenden Wochen denken.
Eine besinnliche Zeit wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land