30.03.2022
Smartphone-Fasten
Hach – es ist schon vertrackt. Es juckt ihr in den Fingern. Aber sie ist tapfer. Nein, sie nimmt nicht noch einmal das Smartphone in die Hand. Obwohl sie schon gerne wissen würde, wer noch ihr süßes Foto auf facebook geliket hat. Aber sie wollte ja Smartphone-Fasten. Jetzt in der Fastenzeit. Ab 21 Uhr das Ding aus der Hand legen und nur drangehen, falls es klingelt.
Und morgens nicht als erstes. Und mittags auch eine lange Pause.
Sie wusste, dass sie zu viel an diesem Ding klebt. Dass es ihr zu viel Aufmerksamkeit zieht. Und dass sie früher ja auch ohne klargekommen ist. Jetzt will sie es wieder üben. Im Urlaub auch mal einen ganzen Tag lang. Das war jetzt ihre Herausforderung.
Smartphone-Fasten. Verzichten, und dann sehen, wo es Dich trifft. Kannst du auch ohne? Bist du abhängig?
Es ist so anders, nicht noch im Bett auf irgendwelchen Seiten zu scrollen. Sie überlegt, wieder mal ein Buch in die Hand zu nehmen. Lange ist das letzte her.
Jetzt liegt sie einfach so da, hört zu, wie auf der Straße ein Auto kommt und vorbeirauscht, dann ist es wieder still.
Ungewohnt. Sie möchte sich ablenken. Aber sie hält Stand.
Schaut durch einen Spalt der Gardinen in den Himmel. Entdeckt zwei Sterne.
Ja, die Welt ist groß. Größer als das Internet. Und Wunder gibt es da draußen. Und einen Himmel.
Da meldet sich die Sehnsucht.
Danach, nicht mehr allein zu sein. Verbunden zu sein mit irgendwem. Mit Gott. Dem Himmel. Der Welt.
Sie seufzt. Und kuschelt sich ein.
Alles kann werden.
Gute Nacht, wünscht Ihnen Ulrike Greim aus Weimar.