24.07.2017
Sonnensegel setzen
Im Sommer drinnen arbeiten zu müssen – ich mag es nicht. Wohl dem, der einen Balkon hat. Erst recht einen Garten. Leider, leider gehöre ich nicht dazu. Aber der Urlaub macht es möglich. Da geh ich raus und leg mich in die Sonne. Nicht, dass ich es allzulange aushalten könnte. Aber die paar Minuten sind ein Genuss. Wenn sich langsam die Haut aufwärmt, wenn es bis in die Muskeln geht, wenn ich mich entspanne, als würde ich bei der Masseurin auf der Pritsche liegen. Die Wärme, das Licht – das tut einfach gut. Ich brauche die Sonne. Jeder Mensch braucht sie. Jede Pflanze. Bei uns Menschen ist es erwiesen, wie dann Endorphine produziert werden, wenn wir in der Sonne brutzeln. Wie Vitamin D entsteht. Weil wir es ja auch brauchen. Also: Morgen raus in die Sonne! Möglichst viel Haut zeigen. Wozu haben wir zwei Quadratmeter Sonnensegel.
Wir brauchen Sonne, wie wir Freunde brauchen. Und gute Musik, gutes Essen, gute Worte.
Da entspannen sich die Muskeln, da hellt sich die Stimmung auf. Sonne für die Seele. Wenn wir die nicht haben, werden wir krank. Die Seele wird schwach. Das ist eine alte Erfahrung. In den Psalmen der Bibel sagt jemand, wie die Seele dann schreit, wie ein Hirsch, der nach Wasser lechzt. So schreit die Seele nach Gott. Er möge kommen. Die Seele wieder aufhellen, Vitamine schicken, Endorphine. Gott ist die Sonne. So glaubt, so weiß er der Psalmist.
Ich will für diese Sonne meine Sonnensegel aufspannen. Dass meine Seele Freude tankt. Und Lust und Liebe zum Leben. Und dann wie der Mond sein, der diese Sonne wiederspiegelt. Mitten in der Nacht.
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.