24.12.2020
Stille Macht

In der Heiligen Nacht herrscht Ausnahmezustand.

Naturgesetze werden außer Kraft gesetzt:

Aus einem Kind wird der König der Welt.

Aus einer zarten Wurzel eine duftende Rose.

Arme und Reiche zieht es in einen Stall.

Und alles so leise! Es muss nicht viel gesagt werden in der Heiligen Nacht. Das Wunder lässt sich ja doch nicht erklären. Gottes stille Macht kommt mit wenig aus, mit Heu in der Krippe, mit Windeln, mit Schweigen und Staunen.

In der Heiligen Nacht verschwimmen die Grenzen von Himmel und Erde. Es kann sein, dass aus Furcht Freude wird und aus Stroh Gold. Es kann sein, dass sich Erinnerungs-Scherben zu einem leuchtenden Hoffnungsbild zusammenfügen. Und dass Herr Meyer seine Frau küsst, endlich mal wieder, nach ach so langer Zeit.

Gottes stille Macht ist nicht aufzuhalten. Sie dringt durch Ritzen und Masken. Sie bahnt sich ihren Weg durch Sorgen und Desinfektionsmittel-Nebel bis hin zu Herrn Schulz auf der Intensivstation.

Der Heiland der Welt bringt neue Hoffnung, ansteckende Gesundheit.

Und stellt alles in den Schatten, was Angst macht und Unfrieden.

Gottes stille Macht kann jede Distanz überwinden. In Lichtgeschwindigkeit, ohne wlan und ohne Lautsprechanlage. Leiser Engelsgesang reicht völlig aus. Weil – sie singen in ihrer globalen Sprache, in der Sprache der Liebe:

Fürchtet euch nicht! Denn euch ist heute der Heiland geboren. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.

Herzliche Grüße in die Heilige Nacht

von Angela Fuhrmann, evangelische Pfarrerin in Gotha.


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