05.06.2018
Streitbarer Frieden
Heute vor 1264 Jahren kam der christliche Missionar Bonifatius gewaltsam ums Leben. So zumindest erzählt es die Legende. Es heißt, er wurde auf frischer Tat und während der Predigt von den Friesen erschlagen. Damit kehrte die Gewalt, die auch von Bonifatius auf seinen Missionsreisen von ihm ausging, auf drastische Weise zu ihm zurück. Da wurden heidnische Heiligtümer zerstört und manche Taufe wohl auch gewaltsam erzwungen.
Heute leben wir in einer anderen Welt. Gott sei Dank! Religionen missionieren hierzulande nicht mehr mit Schwert und Waffengewalt. In manchen Teilen der Welt sieht das leider anders aus. Noch immer geht von falsch verstandener Religion Gewalt aus. Da braucht es eine klare Position von Seiten der Religionsvertreter, egal ob Vertreter des Christentums, des Islams oder welcher Religion auch immer. Krieg und Gewalt im Namen der Religion darf um Gottes Willen nicht sein.
Und gerade deshalb kommt mir der Gedanke, wie es um die Diskussionskultur zum Thema Religion im Lande bestellt ist. Immer wieder erlebe ich, dass viele Menschen beim Thema Religion geradezu hysterisch und allergisch reagieren. Aber: zur Religionsfreiheit gehört beides: Die Freiheit keine Religion zu haben genauso wie die Freiheit seine Religion zu leben. Aufrecht und fröhlich und ja, auch streitbar. Mit harten Worten. In der Sache klar und mit Toleranz der anderen Meinung gegenüber. Und so könnte ich dann auch den Tag des Bonifatius feiern, in Frieden und voller Neugierde.
Eine gute Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch aus Weimar