14.05.2024
Unter der Linde

Vor der Augustinerkirche in Gotha – da steht ein Lindenbaum. Eigentlich ein Wohlfühl-Ort. Besonders wenn die Linde blüht und duftet. Wenn Bienen und Hummeln darin herum brummeln.

Aber meistens wird der Baum kaum beachtet. Wir gehen daran vorbei, wir haben den Kopf voll, wir haben es eilig. 

Eigentlich schade, dachten meine Freundin Anna und ich. Eigentlich müsste man dort mal feiern – wie früher, als unter der Dorflinde erzählt, gesungen und getanzt wurde.     

Und dann haben wir einfach mal Pläne geschmiedet. Und dreihundert Flyer verteilt. Die Anwohner:innen ringsum eingeladen zu einem Juni-Treffen unter der Linde. Und damit es ein schönes kleines Fest wird, haben wir auf den Flyern gefragt, wer zu einem Vorbereitungs-Treffen kommen kann.

Bei dem Vortreffen sitzen Anna und ich vor der Kirche. Mit einer großen Liste. Und mit kleinen Erwartungen: Was machen wir, wenn niemand kommt? 

Aber schon nach wenigen Minuten kommen zwei Frauen fröhlich um die Ecke, zwei Ergotherapeutinnen. Sie freuen sich über die Idee, sagen sie. Es kommen noch mehr: Ein Ehepaar, ein paar Damen, die neu sind in Gotha. Ein junges Pärchen. Alle kannten sich bisher nicht. Alle wünschen sich mehr Gemeinschaft und Zusammenhalt.

Und sind bereit, dafür aktiv zu werden: Kuchen backen, Kaffee kochen, am Grill stehen, Bänke tragen, Bastelstand betreuen. Die Liste ist schnell gefüllt.

Wir notieren noch Handynummern. Und verabschieden uns. Mit einem Lächeln im Gesicht. Und ich denke: Gott lächelt jetzt auch.

Eine gute Nacht

wünscht Angela Fuhrmann, ev. Pfarrerin in Gotha 


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