12.06.2020
Was ich liebe
Ich liebe diese verrückte Zeit.
Was ist in den letzten Wochen und Monaten nicht alles möglich geworden?
Ja, ich habe die andere, die schwere Seite auch zu Genüge gespürt.
Die Kinder zu Hause ohne Kindergarten und Schule.
Dazu die Arbeit, die nicht weniger, sondern eher mehr geworden ist.
Ja, ich weiß.
Aber Halt.
Ich möchte für einen Moment mal nicht maulen.
Nicht danach suchen, was alles schlecht war und schlecht ist.
Ich möchte einmal anders auf die letzten Wochen und Monate blicken.
Und ich möchte erzählen von guter Nachbarschaft.
Nie zuvor hatten wir so ein gutes Verhältnis.
Haben gemeinsam gesungen,
ja, sogar hin und wieder von Balkon zu Balkon ein Bierchen getrunken.
Haben erzählt vom Tag und vom Leben.
Soviel Solidarität, soviel Kreativität war selten.
Telefonketten, Einkaufshilfe und Wohnzimmerkonzerte.
Wo ein Wille war, war oft auch ein Weg.
Ein Weg hin zu den Menschen,
die es brauchten und die uns am Herzen lagen.
Seelsorge war plötzlich auch im Park möglich.
Wir haben Künstler unterstützt und haben unseren Lieblingsitaliener für uns zu Hause kochen lassen.
Die Not hat uns erfinderisch gemacht.
Und hat uns erkennen lassen:
Was uns wirklich wichtig ist im Leben.
So viele Schritte aufeinander zu.
So viel Frühling wie 2020 war selten.
Irgendwie menschlich diese Zeit.
Herzlich.
Und alles andere als perfekt.
Aber das ist gut so.
Hab Dank, Gott, dass wir Dir alles Leid klagen können.
Aber Danke auch für alles Schöne und Wunderbare.
Betet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar