25.07.2016
Wem ich dienen will.

Vor ein paar Wochen im Gymnasium.
Ich hatte für den Religionsunterricht einen jungen Mann eingeladen. Den ich noch nicht kannte.

Nur seinen Artikel in einer Zeitschrift. Über Geld. Und über seinen Lebensstil. Wie er versucht, anders zu leben. Nämlich möglichst Geld-frei. Ich bin gespannt…

Er sitzt schon im Lehrerzimmer. 25 ist er und hat ein freundliches Gesicht. Vor ihm eine Flasche Wasser. Er möchte keinen Kaffee.

Und dann steht er vor einer 10. und 11. Klasse. Es ist sehr ruhig im Raum. Er redet frei. In kurzen, klugen Sätzen:

Geld-freier leben heißt für ihn, auch Angst-freier zu leben. Er will sein Glück nicht in Euro beziffern. Er möchte vor allem Mensch sein. Und er will nicht mitmachen bei dem Immer-mehr. Und bei dem Weg-damit.

Darum lebt er mit seiner Frau in einer Wohngemeinschaft. Versucht, Vorhandenes besser zu nutzen. Lebt von Lebensmitteln, die sonst weggeworfen werden. Trägt getragene Kleidung. Macht keine großen Reisen. Fährt Fahrrad.

Zuletzt ein Zitat von dem Mann aus Nazareth: Du kannst nicht Gott dienen und dem Mammon.

Ein Schüler fragt, was ein „Mammon“ sei.
Die Antwort: Die Angst, zu wenig zu haben. Zu kurz zu kommen.

Ob ich Geld-freier leben kann? Ich weiß es nicht.
Aber ich will dem dienen, der mich gerade wieder beschenkt hat. Mit Badewetter und Regengüssen, Sonnenblumen und Waldhimbeeren. Mit Morgenfrische und lauen Sommerabenden.

Gute Nacht!
Und morgen einen Tag ohne Angst
wünscht
Angela Fuhrmann,
Pfarrerin von der Ev. Kirche in Gotha


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