21.12.2022
Wintersonnenwende

Karin hat die Dunkelheit so richtig satt.

Die Tage, an denen es kaum hell wird.

Morgens geht sie in der Dunkelheit aus dem Haus

und abends kehrt sie in der Dunkelheit zurück.

Da bleibt kaum etwas von den Tagen.

Der Alltag frisst sie auf.

Dazu sitzt ihr die eisige Kälte in den Gliedern.

Eine Hundskälte ist das.

Da ist Winter innen wie außen.

Seit Wochen und Monaten gibt es kaum mehr einen Lichtblick.

Die steigenden Preise und das knappe Geld.

Der Brief vom Energieversorger liegt noch immer ungeöffnet auf dem Schuhschrank.

Dazu die kranken Kinder.

In den letzten Wochen sind sie kaum zur Schule gegangen sind.

Das hat Kraft gekostet.

Da bleibt kaum Zeit für sich.

Karin hat die Dunkelheit so richtig satt.

Irgendwann muss das doch mal ein Ende haben, oder?

Heute ist der 21. Dezember.

Die längste Nacht des Jahres.

Ab morgen werden die Tage wieder länger,

Stück für Stück wird das Licht zurückkehren.

Mit jedem Tag kann auch die Hoffnung ein kleines Stück wachsen,

können sich neue Wege öffnen.

Es wird nicht ewig Winter bleiben.

Gott, sei bei Karin und bei allen Menschen,

die die Dunkelheit satthaben.

Lass ihnen Dein Licht leuchten in der Finsternis

Und die Hoffnung wachsen Tag für Tag.

Betet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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