07.06.2005
Einführung in die Geschichte der Kirchenprovinz Sachsen
Die Kirchenprovinz Sachsen ist ein Resultat der Neuordnung der preußischen Territorialverwaltung nach den Befreiungskriegen von 1813/15. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 hatte Preußen Teile aus dem Erzbistum Mainz (Eichsfeld und Erfurt) erhalten.
Seit wann gibt es die "Kirchenprovinz Sachsen"?Die Kirchenprovinz Sachsen ist ein Resultat der Neuordnung der preußischen Territorialverwaltung nach den Befreiungskriegen von 1813/15. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 hatte Preußen Teile aus dem Erzbistum Mainz (Eichsfeld und Erfurt) erhalten. Im Wiener Kongress 1815 musste Sachsen mehrere Gebietsteile an Preußen abtreten – die Regionen von Suhl, Langensalza, die Grafschaft Mansfeld, Naumburg, Merseburg und den Kurkreis mit Wittenberg, Torgau und der Region um Herzberg und Lauchhammer.
Diese Neuerwerbungen wurden mit der Altmark und den Territorien der früheren Bistümer Halberstadt und Magdeburg zu der Provinz Sachsen (mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt) zusammengefasst. Für die kirchliche Verwaltung wurde in Magdeburg ein Konsistorium eingerichtet, das unter der Aufsicht des Kultusministers, später des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin eine begrenzte Leitungsverantwortung trug. Die Kirchenprovinz Sachsen gehörte damit zur Evangelischen Kirche der altpreußischen Union (heute: EKU = Evangelische Kirche der Union).1873 wurde eine eigene Provinzialsynode gebildet. Zur selbständigen Landeskirche wurde die Kirchenprovinz Sachsen aber erst 1946. Sie behielt jedoch den auf das ehemalige Preußen bezogenen Namen einer „Kirchenprovinz“ bei (vermutlich zur Abgrenzung gegenüber der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens).
Ihre Identität hat die Kirchenprovinz Sachsen auf Grund der so unterschiedlichen Herkunft ihrer Gebiete nicht auf der Basis landsmannschaftlicher Zusammengehörigkeit (wie Thüringen, Mecklenburg oder das frühere Schlesien), sondern eher durch Schwerpunkte ihrer Gemeinde- und Leitungstätigkeit.
Die Geschichte der Kirchenprovinz Sachsen (im eigentlichen Sinn) kann also erst mit dem Jahr 1815 beginnen. Das darf aber den Blick nicht verstellen dafür, dass die Kirchengeschichte dieser Region mit der Missionsarbeit des Bonifatius (Gründung des Bistums Erfurt) im 8. Jahrhundert ihren Anfang hat und in der Konsolidierung des Kaiserreiches unter Otto dem Großen einen Schwerpunkt in der Region nördlich des Harzes hatte (Gründung des Erzbistums Magdeburg 968). Die Heilige Elisabeth von Thüringen weilte auf der Neuenburg bei Freyburg/Unstrut. Die Mystikerinnen Mechthild von Magdeburg und Gertrud die Große lebten im Kloster Helfta bei Eisleben im 13. Jahrhundert. In Erfurt wirkte der Dominikanermönch Meister Eckart (1260 – 1328) durch seine in mystischem Geist gehaltenen Predigten. Die Wittenberger Reformation Martin Luther, Philipp Melanchthon brachte eine Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in Deutschland und Europa. Als Schauplatz des Bauernkrieges und des Dreißigjährigen Krieges litt diese Region unter den Folgen der Konfessionsspaltung. Die 1694 gegründete Universität Halle hatte eine große Ausstrahlung als ein Zentrum nicht nur des Pietismus (August Hermann Francke), sondern auch der frühen Aufklärung (Christian Thomasius, Johann Salomo Semler). Von dort gingen Impulse zur geistlichen Modernisierung des Protestantismus aus.
Professor Dr. Harald Schultze (Magdeburg), ehemaliger Beauftragter der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung Sachsen-Anhalt