Pressestelle Thüringen

Vertreter der Kinder dürfen in Kommune und Kirchengemeinde mitbestimmen

Am kommenden Dienstag (6. Dezember) werden in Ottstedt bei Magdala (Kreis Weimarer Land) neue Kinderbischöfe gewählt. Sie dürfen ein Jahr lang in Kommune und Kirchengemeinde mitbestimmen, indem sie sich gegenüber Pfarrerinnen und Pfarrern, Kirchenältesten, Bürgermeistern und Stadträten für die Interessen von Kindern einsetzen. Die Kinderbischöfe werden zu Sitzungen von Gemeindekirchenrat und Stadtrat sowie zu Neujahrsempfängen eingeladen, sie treten in der Öffentlichkeit und gegenüber den Medien auf.

Die Wahl erfolgt in einer Andacht zum Gedenken an den Heiligen Nikolaus in der St. Nikolaikirche in Ottstedt (6.12., 17 Uhr). In einem kleinen Theaterstück wird die Legende des Schutzpatrons dargestellt, die bekannten Nikolaus-Lieder werden gesungen. Die amtierenden Kinderbischöfe berichten von ihrer Arbeit im zurückliegenden Jahr. Jedes Kind darf sich dann zur Wahl stellen und mitwählen. Vor jedem Kandidaten steht ein Glas, mittels drei Murmeln können die Stimmen an einen Kandidaten gegeben oder verteilt werden. Im Anschluss an die Wahl gibt es einen Laternenumzug durch den Ort.

Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren aus dem Kirchengemeindeverband Magdala können Kinderbischof werden. Sie sollten in die Christenlehre gehen, damit sie den Kontakt zu Gleichaltrigen halten und sich für deren Interessen einsetzen können. Etwa alle zwei Monate treffen sich die Kinderbischöfe mit Kindern zu einer „Traumwerkstatt“. Dort tauschen sie sich zusammen mit der Pfarrerin über ihre Träume, Hoffnungen und Vorhaben aus. Dabei gibt es auch kindgerechte theologische Impulse, die die Kinder ins Gespräch bringen sollen.

„Im vergangenen Jahr waren unsere Kinderbischöfe vor allem auch in den Gottesdiensten sehr aktiv“, sagt Jeanette Lorenz-Büttner, Pfarrerin im Kirchspiel Magdala. „Sie waren eingebunden in liturgische Abläufe, gestalteten die Gottesdienste verantwortlich mit und wurden von den Erwachsenen so mal ganz anders wahrgenommen.“

In den vergangenen Jahren wurde mit dem Engagement der Kinderbischöfe z.B. der Spielplatz im Pfarrgarten Magdala mit neuen Geräten ausgestattet. Die Kinder setzten den Bau eines Baumhauses sowie den Kauf neuer Fußballtore und Sportgeräte durch. Spendenprojekte gehören ebenfalls zu den Aktivitäten. So unterstützten die Kinderbischöfe den Einbau einer multifunktionalen Gemeindeküche im Magdalaer Pfarrhaus. Sie sammeln für Kinder in Ecuador und in der strahlenverseuchten Region um Tschernobyl sowie für die Kinderkrebsstation und die entsprechende Elterninitiative in Jena.

Hintergrund:
Die Wahl des Kinderbischofs geht auf eine alte Tradition in den mittelalterlichen Dom-, Stifts- und Klosterschulen sowie Kirchen mit dem Patrozinium des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember zurück. Im 16. Jahrhundert geriet die Tradition in Vergessenheit. Die letzten Spuren finden sich 1634 in Jena und 1774 in der Schweiz. 1900 wurde die Tradition in der Schweiz neu belebt. In Deutschland werden beispielsweise auch in Hamburg Kinderbischöfe gewählt. Während die Amtszeit dort auf die Zeit vom 6. Dezember bis zum 28. Dezember (Tag der unschuldigen Kinder) beschränkt ist, regieren die Kinderbischöfe in Magdala ein ganzes Jahr.

Weitere Informationen im Internet: www.kirche-magdala.de