PM 057 | 27.04.2022
Auftakt der EKM-Landessynode in Naumburg
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Landesbischof Kramer: „Im Krieg kommen wir nicht als Gerechte heraus“
Mit einem Gottesdienst im Naumburger Dom hat am heutigen Mittwoch die viertägige Frühjahrstagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) begonnen. Landesbischof Friedrich Kramer erläuterte zum Auftakt der Plenumssitzung den Synodalen seine Position als Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Die Fragen des gewaltfreien Widerstandes sind mit dem militärischen Widerstand zusammen zu denken. Im Krieg kommen wir nicht als Gerechte heraus, denn der Krieg ist ungerecht und ein Verbrechen, er verschlingt Menschen und zerstört die Lebensgrundlagen, seine Folgen sind weltweiter Hunger und Hass und Gewalt für die nächsten Generationen“, so Kramer. „Gerade in der aufgeheizten Stimmung braucht es Nüchternheit und Besonnenheit, damit wir nicht in diesen Krieg kommen. Keiner will, dass Deutschland in den Krieg zieht, aber wir diskutieren und verhalten uns so, dass wir Schritt für Schritt hineingeraten“, erläuterte der Landesbischof.
Die aktuelle öffentliche Debatte dürfe nicht auf die Frage des Ja oder Nein zu Waffenlieferungen verengt werden. „Ich habe dafür geworben, dass wir diese Debatte in Stimmenvielfalt führen und uns nicht auf eine Position innerhalb der EKD verständigen, weil dies auch nicht die Meinungslage innerhalb unserer Kirchen wiedergibt.“
In seinem Bericht aus dem Landeskirchenrat plädierte der Landesbischof dafür, dass Kirchen grundsätzlich geöffnet sein sollten, und richtete an alle Gemeindekirchenräte die Bitte, die Möglichkeiten dafür zu prüfen. Er bedauerte, dass der überwiegende Teil der Kirchen nur während der Gottesdienste zugänglich sei. Zehn Prozent der Kirchen sind verlässliche geöffnete Kirchen, also etwa 300 von 3000. „Hier ist ein Umdenken wünschenswert und auch notwendig: Kirchen sollten grundsätzlich offen sein. Nur im Ausnahmefall gibt es Gründe, eine Kirche geschlossen zu halten“, so Friedrich Kramer.
Er ermutigte dazu, nach Möglichkeiten zum Offenhalten zu suchen. Bei seinen Besuchen höre er regelmäßig von guten Erfahrungen mit geöffneten Kirchen. „Die Gästebücher dokumentieren, wie dankbar Menschen sind, eine geöffnete Kirche vorzufinden. Die Sorgen der Menschen richten sich nicht nach Jahres- oder Öffnungszeiten.“ Gerade in Zeiten wie der Pandemie und aktuell des Krieges sei es wichtig, dass die Kirchen offen sind und Menschen dort beten können. „Nicht nur aus touristischen, sondern vor allem aus seelsorglichen Gründen brauchen wir offene Kirchen: Menschen suchen nach Orten, an denen sie sich mit ihren Sorgen, ihrer Trauer, ihren Wünschen und Hoffnungen zurückziehen, still werden, allein sein und ungestört für sich und andere beten können“, betonte Kramer.
Mit Blick auf Entwicklungsperspektiven für Kirchenkreise informierte der Landesbischof darüber, dass ein Prozess zur Bildung, Veränderung oder Vereinigung von Kirchenkreisen anlaufen wird.
„Ziel ist, dass unsere Kirchenkreise so aufgestellt sind, dass sie auch in Zukunft alle ihre verfassungsgemäßen Aufgaben erfüllen können. Dabei sollen sie insbesondere die Kirchengemeinden kraftvoll unterstützen“, so Friedrich Kramer.
Auf der weiteren Tagesordnung der Synode steht unter anderem die Wahl einer Regionalbischöfin für den Bischofssprengel Magdeburg. Der Bischofswahlausschuss der EKM hat der Landessynode Dorothee Land und Bettina Schlauraff zur Wahl vorgeschlagen. Die Kandidatinnen stellen sich Donnerstagnachmittag den Synodalen vor – die Wahl selbst ist für Freitagmorgen vorgesehen.
Ab Freitagmittag werden über 60 Jugendliche auf der ersten Jugendsynode der EKM Themen zu Generationenfragen diskutieren. Jeder Kirchenkreis kann zwei Jugendliche entsenden, außerdem schicken alle Jugendverbände (Escola Popular, CVJM sowie EC-Jugendverband jeweils von Sachsen-Anhalt und Thüringen) je einen Jugendlichen und einen Hauptamtlichen.
Die Landessynode endet am Samstag mit Beratungen und Beschlüssen zu verschiedenen Berichten, Kirchengesetzen und Anträgen.
Hintergrund:
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten, berufenen und solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste und Einrichtungen der Landeskirche. Zu den Aufgaben der Abgeordneten, der Synodalen, gehören unter anderem die Kirchengesetzgebung und der Beschluss über den Haushaltsplan; die Synode nimmt Berichte des Landesbischofs, des Landeskirchenrates und des Landeskirchenamtes entgegen und kann ihnen Aufträge erteilen. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen Sitzungen zusammen.
Hinweise für die Redaktionen:
Die Landessynode tagt im Euroville-Tagungshotel in Naumburg (Saale) und kann per
Live-Stream unter www.ekmd.de verfolgt werden.
Den Ablaufplan sowie sämtliche Unterlagen zu der Synodentagung finden Sie unter:
www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/3-tagung-vom-27-bis-30-april-2022-mit-jugendsynode-in-naumburg.html
Informationen zur Jugendsynode finden Sie unter: jugendsynode.bildung-ekmd.de.
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